Artikel veröffentlicht am: 17. Juni 2020

Erfolgreiche Blogger: Die bunte Christine

Was war der entscheidende Moment für dich mit dem Bloggen anzufangen? Warum Reise?

Der entscheidende Moment war im Sommer 2015. Damals arbeitete ich hauptsächlich im Sportjournalismus in der Fußballberichterstattung. So gerne ich Fußball mag, irgendwie fehlte mir etwas. Ich brauchte Abwechslung und suchte nach einem Ventil. Weil ich auch unfassbar gerne reise, entschloss ich mich, einen Reiseblog zu starten.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch gar keine Ahnung vom Bloggen. Ich sammelte wochenlang allerhand Infos, insbesondere die technische Umsetzung stellte mich vor einige Herausforderungen. Mein erster Beitrag ging im Oktober 2015 online.

Gab es einen Blog, der dich inspiriert hat? Hast du Vorbilder?

Nein. Ich startete mit dem Bloggen, ohne auch nur einen bekannten Blog meiner Nische zu kennen. Ich wollte nie jemandem nacheifern, sondern Ich sein, 100 Prozent Christine. Mittlerweile lese ich aber natürlich auch gerne andere Blogs. Ich mag zum Beispiel „Totally-London“ und „A decent cup of tea“, aber auch alle Blogs, die sich mit Italien beschäftigen, wie „Italien und ich“.

Wie kommst du immer wieder auf neue Themen für deinen Blog?

Das ist nicht schwer, ich bin ausgebildete Redakteurin, da gehört die Ideenfindung zum Beruf. Außerdem liegen viele Themen auf der Hand. Wenn ich einen Ort bereist habe, dann will ich auch über ihn berichten. Hin und wieder erzähle ich auch Anekdoten von meinen Reisen, wie über die chaotische Busreise nach London anlässlich meines 30. Geburtstags oder gebe allgemeine Tipps zum Reisen.

Mir gehen die Ideen nie aus, allerdings fehlt mir oft die Zeit, alle meine Ideen in die Tat umzusetzen. Ich sammle meine Ideen in einem Notizbuch und trage sie in regelmäßigen Abständen in ein Worddokument ein. Derzeit umfasst dieses Dokument 12 Seiten.

Was kennzeichnet für dich einen guten und erfolgreichen Blog?

Die Mischung macht es. Oft liest man ja, dass man nur Texte schreiben soll, die dem Leser einen Mehrwehrt bieten. Diese Art von Texten schreibe ich auch oft, aber ich selbst lese und schreibe auch gerne über Anekdoten, über kleine Geschichten, die mir selbst passiert sind, Geschichten, die man von seinen Reisen mitbringt und auch seinen freunden in einer lockeren Runde erzählt.

Grundinfos zum Reiseort kann ich mir auch im klassischen Reiseführer holen, aber Anekdoten, Einblicke in das Leben von Einheimischen oder Begegnungen mit skurrilen anderen Reisenden erhalte ich nur auf Blogs.

Ein guter Blog muss außerdem die Grundregeln der Rechtschreibung beachten und klar strukturiert sein, sodass ich mich auf den ersten Blick zurechtfinden kann. Dazu darf er nicht zu dunkel oder zu bunt im Layout sein. Kürzlich schrieb mir ein Leser, dass er mein Logo zu farblos findet, immerhin heiße ich ja „Die bunte Christine“.

Aus Layout-Sicht wäre ein zu buntes Logo eine Katastrophe und ich als Leserin würde sofort wegklicken und klicke auch weg, wenn ich zu bunte Internetseiten entdecke. Das bunt steht bei mir ohnehin nicht dafür, dass mein Blog in den schillerndsten Farben erstrahlt, sondern dass es dort facettenreich zugeht.

Welche Methoden der Monetarisierung funktionieren in deinem Blog gut?

Ich habe mit der Zeit verschiedene Dinge ausprobiert, einfach mal um zu schauen, ob es klappen würde. Ein Patentrezept kann ich nicht geben. Wenn ich das könnte, würde ich Bücher darüber schreiben und wahrscheinlich sehr reich damit werden. Bei mir klappt die eine oder andere Affiliate-Partnerschaft ganz gut.

Dazu bekomme ich fast täglich Anfragen für Sponsored- Posts, nehme die Anfragen aber nur sehr selten an, was einerseits an fehlender Zeit liegt und andererseits an vielen Produkten, die ich vorstellen soll, von denen ich aber nicht überzeugt bin.

Das ist das Schöne am Bloggen. Ich mache die Regeln und auch nur das, was ich möchte. Den Luxus kann ich mir natürlich auch erlauben, weil das Bloggen für mich ein Hobby ist.

Christine zu Besuch bei der Queen

Bist du durch dein Blog finanziell unabhängig(er) und wie lange hat es gedauert, bist du soweit warst? Wie viel verdienst du mit dem Bloggen? Oder bloggst du aus anderen Gründen als dem finanziellen Erfolg?

Wer einen Blog aus rein finanziellen Aspekten ins Leben ruft, der sollte erst gar nicht starten. Ich kenne auch solche Seiten und man merkt einfach, wenn jemand nicht mit Herz und Leidenschaft bei der Sache ist. bis dich überhaupt mal jemand für deine Arbeit als Blogger entlohnt, kann es dauern. Sehr lange sogar.

Das schnelle Geld kannst du mit einem Blog nicht machen. Ich verstehe nicht, wo dieser Irrglaube herkommt. In Deutschland existieren nur ein paar wenige Blogger, die rein durch das Bloggen ihren kompletten Lebensunterhalt verdienen können. Seitdem ich selbst blogge, habe ich vor ihnen noch größeren Respekt.

Wie viel Arbeit muss ein Anfänger ins Bloggen investieren, um dadurch finanziell unabhängig zu werden? Alternativ: Wie lange dauert es bis zu den ersten 100/1.000/10.000 Lesern/Besuchern pro Tag?

Ein Blog ist viel Arbeit, das darf man nicht unterschätzen. Ich hatte es zunächst unterschätzt. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich aus dem Journalismus komme, das Schreiben ist mein Beruf und geht mir locker von der Hand. Ich höre immer wieder von Bloggern, die Probleme mit Themenfindung und dem Schreiben haben.

Die müssen natürlich viel mehr Zeit investieren als ich. Das Schreiben nimmt bei mir gar nicht so viel Zeit in Anspruch, viel mehr Zeit fressen Marketing und technische Umsetzung. Wann genau oder ob man überhaupt einmal finanziell unabhängig durch einen Blog sein kann, kann keiner sagen. Manchmal gehört auch Glück dazu.

Welche Fehler hast du beim Aufbau deines Blogs gemacht, aus denen Bloganfänger lernen können? wie würdest du es jetzt anders machen?

Mein größter Fehler war, dass ich dachte, dass sich qualitative Texte über kurz oder lang ohnehin durchsetzen. Das ist nicht so. Ich kenne erfolgreiche Blogs, die so schlechte Texte präsentieren, dass es mich manchmal wirklich wütend macht.

Da werden Texte hingerotzt, teilweise nicht einmal Korrektur gelesen und trotzdem ist die Resonanz groß und die Blogs haben riesige Followerzahlen.

Qualität scheint im Internet nicht immer zu zählen. Leider. Ich habe mich zu lange „nur“ auf mein Textertalent verlassen und viel zu spät mit Suchmaschienenoptimierung begonnen. Außerdem habe ich lange gebraucht, um meine Facebook-Seite ins Leben zu rufen beziehungsweise unterschätzt, wie viele Leser Social-Media-Plattformen bringen können.

Was gefällt dir am besten am Leben eines Bloggers?

Dass ich mein eigener Chef bin. Ich beschäftige mich wann immer ich will mit meinem kleinen Projekt. Wenn ich mal einige Tage oder Wochen keine Lust habe, dann ist das so. Dann mache ich halt eine Blogpause. Außerdem kann ich über jedes Thema schreiben, über das ich schon immer mal schreiben wollte.

Ich kann meine Fotos zeigen und bekomme Resonanz von Lesern und kann Tipps zu bestimmten Urlaubsregionen geben. Ich kann beim Bloggen meine Kreativität voll und ganz ausleben und das ist das absolut beste am Bloggen.