Die Lebensfinanzplanung: Es geht um mehr als nur den schnöden Mammon

Artikel veröffentlicht am: 10. März 2021

Was denkst du, wie viel Geld du in deinem gesamten Berufsleben im Schnitt verdienen wirst?

Die Antwort ist, dass du – auf deine Gesamtarbeitszeit gesehen – ein Einkommensmillionär sein wirst. Menschen, die nach dem Abitur ins Berufsleben starten, verdienen im Schnitt 1,3 Millionen Euro während ihrer gesamten Berufstätigkeit. Wer vor dem Berufseinstieg einen Uniabschluss in z.B. Stuttgart, Frankfurt am Main, Tübingen oder Berlin abgelegt hat, kann sein Gesamteinkommen sogar auf durchschnittlich 2,3 Millionen Euro steigern.

Für mich entspricht jeder Euro einer kleinen Energieeinheit, da man mit diesem Euro unzählige Sachen machen kann. Als zukünftiger Einkommensmillionär hast du sogar sehr viel Macht über eine gewaltige Geldenergie.

So kann man die Geldenergie für Reisen, Autos oder beispielsweise vielleicht auch für mehr Zeit mit seinen Kindern verwenden. Die große Aufgabe ist es, herauszufinden, wofür wir die verfügbare Geldenergie nutzen möchten!

Genau dies ist meiner Meinung nach das Thema bei der Lebensfinanzplanung. Die zentrale Frage, die im Raum steht, lautet, wie man möglichst viel dieser Geldenergie für Erfahrungen und Sachen eintauschen kann, die einem wirklich wichtig sind. Wenn man jedoch in die Realität blickt, stelle ich persönlich mit Erschrecken fest, dass sich nur wenige mit dieser Frage aktiv auseinandergesetzt haben.

Kannst du mir beispielsweise deine Top-Werte in deinem Leben benennen und wie du dein Geld einsetzen möchtest, um diese am effektivsten zu leben? Oder – was sind deine Lebensziele? Welchen Stellenwert spielt Geld beim erreichen dieser?

In diesem Artikel präsentiere ich dir die wichtigsten Schritte, die ich mit meinen Coachingklienten gehe, um genau diese Fragestellungen beantworten zu können.

Der Kompass wird genordet

Bevor man sich konkret mit seinen Finanzen auseinandersetzt und mit der Frage, wie man diese strukturieren soll, gilt es zuerst für sich zu definieren, wohin man im Leben will und was einem wichtig ist. Besonders entscheidend dabei ist, dass man hierbei wirklich nach Innen auf sich schaut und nicht Ziele, die von der Gesellschaft, der Familie oder dem Freundeskreis erwünscht sind, für sich einfach akzeptiert und übernimmt.

Die konkrete Aufgabe besteht darin, Antworten darauf zu finden, welche Werte einem am wichtigsten im Leben sind oder welche Lebensziele, -visionen, -leitbilder man hat. Dies für sich zu ermitteln, ist selbstverständlich ein Prozess.

Was dir dieser Beitrag mitgeben kann, sind einige Übungen und Anregungen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Durch die Summe vieler Übungen und Erfahrungen wird sich im Laufe der Zeit ein immer deutlicheres und klareres Bild ergeben.

Eine erste Übung auf dem Weg dahin ist die sogenannte Löffelliste, die ihre Herkunft aus dem Film „Das Beste kommt zum Schluss“ (The Bucket List) hat.

Auf dieser Liste schreibst du Dinge bzw. Erfahrungen auf, die du noch erleben möchtest, bevor du den berühmten „Löffel“ abgibst. Somit besteht deine Aufgabe darin, dir eine Weile Zeit zu nehmen und Sachen zu sammeln, die du in deinem Leben noch erleben möchte. Probiere mindestens 30 Stück zu finden!

Die wichtigsten Werte ermitteln

Kommen wir nun zur einer weiteren Übung, mit der du deine wichtigsten Werte entdecken kannst. Im Folgenden findest du eine Liste mit jeweils drei Werten pro Zeile. Deine Aufgabe ist es nun, dich immer für einen der drei Werte zu entscheiden, wie z.B. „Hilfsbereitschaft“ in der ersten Zeile.

Wichtig ist dabei, dass du dich spontan nach deiner Intention entscheidest und nicht rational mit dem Kopf.

Dabei kann es dir helfen entweder zuvor die Augen zu schließen oder dir folgende Fragen immer wieder laut zu stellen: „Ist mir Wert 1 wichtiger als Wert 2?“, oder „Welcher der folgenden Werte ist mir persönlich am wichtigsten (Wert 1, 2 oder 3)?“

Diese Übung musst du in Ruhe und in einem entspannten Körperzustand machen. Wenn du dich für jeweils ein Wort pro Zeile entschieden hast, vergleichst du anschließend die jeweiligen oberen Paare miteinander, z. B. Hilfsbereitschaft (Zeile 1) vs. Einfluss (Zeile 2); dann Gleichheit (Zeile 3) vs. Macht (Zeile 4).

Danach werden wieder die beiden Gewinner aus der zweiten Runde miteinander verglichen (z. B. Hilfsbereitschaft vs. Gleichheit). Auch wenn es am Ende schwer wird, sich zwischen den einzelnen Werten zu entscheiden, solltest du die Übung wirklich bis zum Schluss durchführen, sodass du sagen kannst, dass dieser Wert dein Top-Wert Nr. 1 im Leben ist.

Schreibe abschließend deine Top-5-Werte untereinander und prüfe nochmals, ob du mit dieser Reihenfolge zufrieden bist. für die „Nicht-Entscheidungsfreudigen“ gibt es bei der Übung noch einen kleinen Joker.

Pro Runde dürfen sie sich einmal für zwei Gewinner, die beide in die nächste Runde sollen, entscheiden. Hier ist die Liste, aus der du deine Top-Werte bestimmst. Sollten dir noch andere Werte in den Kopf kommen, darfst du diese natürlich gerne in die Übung mit einbeziehen:

Spaß Fairness Hilfsbereitschaft
Reichtum Abwechslung Einfluss
Gleichheit Sicherheit Fortschritt
Macht Beständigkeit Spiritualität
Liebe Zufriedenheit Leidenschaft
Lernen Anerkennung Freiheit
Materielles Gesundheit Frieden
Bescheidenheit Nächstenliebe Familie
Schönheit Respekt Neugier
Energie Mut Stabilität
Entwicklung Erfolg Leidenschaft
Gelassenheit Geborgenheit Spontanität
(innere) Ruhe Flexibilität Herausforderung
Ehrgeiz Fitness Abenteuer
Status Fleiß Unabhängigkeit
Toleranz Natur/Umwelt Harmonie
Sinnlichkeit Urlaub Weisheit
Gleichheit Individualität Freundschaft
Ruhm Zugehörigkeit Leistung
Heiterkeit Vitalität Geborgenheit

Bedenke stets, dass du für dein Lebenseinkommen auch einen Tausch eingehst

Bevor wir die Brücke zwischen dem Kompass und den Finanzen schlagen, darf man bei allem nicht vergessen, dass wir für unser Millionenlebenseinkommen selbstverständlich unsere Lebenszeit mit unserer Arbeit hierfür eintauschen.

Es ist sogar so, dass Arbeiten die größte Zeitbeschäftigung in unserem Alltag darstellt. Daher finde ich persönlich es als eines der wichtigsten Ziele im Leben, eine Tätigkeit auszuüben, die einen erfüllt und Spaß macht.

Wer diese für sich noch nicht lebt bzw. noch auf dem Weg zu dieser ist, sollte sich überlegen, ob er nicht auch einen Teil seiner Geldenergie für dieses Streben einsetzten möchte. Die Möglichkeiten sind dabei immens und gehen von Netzwerkmeetings, über das Kaufen von Weiterbildungsmaterial bis hin zu den Kosten für ein neues Studium oder für eine Selbstständigkeit.

Die Finanzen mit dem eigenen Kompass in Einklang bringen

Dies stellt den nächsten entscheidenden Schritt dar. Dabei teilt man sein monatlich verfügbares Geld in drei Töpfe ein. Einmal den Alltagstopf, den Wertetopf und den Investitionstopf. Die Kunst in der Aufteilung liegt darin, eine ideale Balance zwischen den Töpfen zu finden.

Von pauschalen Angaben, wie beispielsweise in dem gängigen 6-Konten-Modell, dass 50 % der Einnahmen für den Alltagstopf bestimmt sind, halte ich persönlich wenig, da jeder sich in einer anderen finanziellen Situation befindet.

In den Alltagstopf kommt alles hinein, was man zu Leben benötigt. Gängige Posten sind dabei Lebensmittel, Miete in Oberhausen oder Göttingen, Auto, Versicherungen, Rücklagen für langfristige notwendige Anschaffungen, Kommunikationskosten oder Kleidung.

Das Prinzip dabei ist, dass man sich darum bemüht, diese Kosten auf ein möglichst bescheidenes, aber dennoch angemessenes Level einzurichten. Bei Posten wie Lebensmitteln oder Miete ist der Übergang zum Wertetopf durchaus fließend.

Wer beispielsweise hohen Wert auf Gesundheit legt, für den sind hohe Lebensmittelausgaben für gesundes Essen vollkommen akzeptabel. Wer hingegen die hohen Lebensmittelausgaben durch ständiges Kaufen von Tabak, Süßigkeiten oder Alkohol erzielt, verschwendet an dieser Stelle einiges an Geldenergiepotenzial an.

Eine Schachtel Zigaretten am Tag sind mehr als 1.800€ jährlich. Dieses Geld lässt sich deutlich effektiver verwenden. Ich hoffe, du merkst anhand dieses Beispiels, worauf es bei diesem Topf ankommt: Geldenergievernichter entdecken Punkte, die daran hindern, die eigenen Werte zu leben.

Kommen wir nun zum Wertetopf: Typische Posten sind neben Essengehen, Urlaub und Büchern, eben auch Ausgaben für die eigene „Löffelliste“ und andere wichtige Werte. Die eigene „Löffelliste“ zu leben ist recht einfach. Man legt einen Betrag fest, der monatlich hierfür angespart wird.

Sobald der Betrag für den gewünschten nächsten Punkt auf der Liste groß genug ist, kann man sich dieses Erlebnis kaufen und erleben. Steht zum Beispiel auf der Liste „ein Formel-1-Auto selber fahren“, was ca. 400 € kostet, und man spart monatlich 100 € in den „Löffel-Listen-Topf“, so kann man sich nach vier Monaten dieses Erlebnis gönnen.

Ein weiterer Ausgabenposten sollte neben der Löffelliste auch das „Werteleben“ sein, wobei die beiden Bereiche oft fließend ineinander übergehen. Ist beispielsweise einer deiner Werte „Geborgenheit“ oder „Wellness“, so kann man beispielsweise einmal im Monat Geld für eine Massage ausgeben, um das Bedürfniss, diesen Wert zu befrieden, zu erfüllen.

Sowohl beim Thema „Löffelliste“ als auch „Werteleben“ gibt es selbstverständlich auch Möglichkeiten, diese ohne Geld leben zu können. Jedoch bietet es sich dennoch an, Geld bewusst hierfür einzutauschen, da sich hierdurch ein völlig neuer Horizont ergibt, wie man seine Werte leben kann.

Der letze Topf ist der Investitionstopf. Die primäre Aufgabe dieses Topfes besteht darin, für Sicherheit zu sorgen. Dies meint: Sicherheit in Bezug auf die Altersvorsorge, aber natürlich auch Sicherheit um Arbeitslosigkeit, Krankheiten und andere Schicksalsschläge wenigstens finanziell gut zu überstehen.

Im Laufe der Zeit und vor allem mit steigenden monatlichen Beiträgen gewinnt dieser Topf noch eine weitere Bedeutung hinzu, denn er sorgt für immer mehr Unabhängigkeit und Freiheit im Leben.

Wenn beispielsweise die Renditeerträge irgendwann 400 € pro Monat betragen, kann man dieses Geld beispielsweise dazu nutzen, nur noch vier statt fünf Tage in der Woche zu arbeiten. Alternativ kann man diese zusätzliche Geldenergie auch dafür verwenden, die eigenen Werte mit kostenintensiveren Tätigkeiten auszuleben.

Möglich wäre dies beispielsweise in Form eines zweiten Jahresurlaubs zum Skifahren, indem man die z. B. wichtigen Werte „Vitalität“ und „Abwechslung“ leben kann.

Damit dieser Topf für solche Möglichkeiten im Leben sorgen kann, ist neben einer entsprechend hohen monatlichen Spar- bzw. Investitionssumme essenziell, dass man sich selbst um seine Geldanlagen kümmert und nicht die Verantwortung hierfür an andere abgibt.

Konkret bedeutet dies, dass man seinem Geld nicht blindlings irgendwelchen Finanzberatern vertraut, sondern dass man sich selbst in die Thematik einarbeitet und lernt, selbstständig Investitionsentscheidungen zu treffen.

Tipp: Möchtest du eine Tabelle zum Kassensturz und zur Übersicht über die drei Töpfe haben, kannst du mich gerne kontaktieren und ich schicke dir diese dann zu. Dieses an sich grundlegende System der drei Töpfe in seinen Alltag umzusetzen ist eins, wenn nicht sogar das wichtigste, wenn es um das Thema Finanzlebensplanung geht.

Fazit

Ich hoffe, dir ist die Bedeutung einer Finanzlebensplanung deutlich geworden. Dabei sollte der Fokus an erster Stelle auf den eigenen Prioritäten und Werten liegen, anstatt einfach auf dem Thema, wie man Vermögen aufbaut und die richtige Geldanlage für sich findet.

Leider haben diesen Fokus nur ganz wenige Menschen. Wenn du jemanden kennst, für den dieser neue Blick auf Finanzen ebenfalls interessant sein könnte, dann leite diesen Artikel an die Person weiter.