Rente mit Dividende

Artikel veröffentlicht am: 17. Juni 2020

Rente, der verkannte Begriff: Beim Wort „Rente“ denkt der Durchschnittsbürger immer an das Alter und Bezüge nach einem arbeitsreichen Leben. Ist dem aber so? nicht ganz.

Der Begriff Rente kommt aus dem Französischen und leitet sich vom italienischen (lateinischen) rendita ab. Die Rente ist ein Einkommen, welches ohne Gegenleistung bezogen wird, also z. B. durch investiertes Kapital. Die Bodenrente ist der Pachtzins für ein Stück Land, welches ein anderer bewirtschaftet und eben für die Nutzung bezahlt oder die Miete für eine Immobilie.

„Rente“ ist eher ein typisch deutscher Ausdruck

In früheren Jahrhunderten wurde eine Person, die von ihren regelmäßigen passiven Einkünften leben konnte, als Rentier bezeichnet und zwar unabhängig vom Alter. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Buch „Das Kapital“ von Thomas Piketty. Piketty schreibt, dass die Inflation eine Erfindung der Neuzeit, grob ab der Industrialisierung ist.
In den letzten Jahrtausenden gab es praktisch kaum eine Inflation. Der Landwirt konnte nur eine bestimmte Arbeitsleistung bringen, der Bäcker nur begrenzt Brote backen und ein Schwein, eine Kuh oder ein Schaf hatten über sehr lange Zeiträume einen festen Wert.

Erst mit der Industrialisierung und der Erhöhung der Produktivität entstand die Inflation, wie wir sie heute kennen. Natürlich gab es immer Phasen, in denen die Preise stiegen (Kriege, Hungersnöte, Epidemien), langfristig pendelten sich diese aber wieder ein.

Zu diesen Zeiten gab es Banken mit Zinsanlagen im eigentlichen Sinne noch nicht. Es gab zwar Banken, aber nicht so wie heute. Üblicherweise konnte man sein Geld dem König leihen und bekam dafür einen festen Zinssatz. Dieser war über Jahre konstant und behielt seine Kaufkraft. Man bezeichnete dies als Rentenpapiere, was auf heutige Staatsanleihen im weiteren Sinne auch noch zutrifft.

Ein Rentier war also jemand, der von den Zinsen seiner Schuldscheine an den Herrscher lebte. Im Gegenzug bezeichnete man Menschen als Kapitalisten, die anderweitig von Geschäften lebten, wie zum Beispiel von Beteiligungen an Unternehmen. ich verwende lieber den Begriff Einkommensinvestor.

Der Einkommensinvestor

Der Einkommensinvestor ist eine Person, die investiert, um daraus Einkommen zu generieren. er verfolgt eine Strategie, die sich im Wesentlichen durch die Sichtweise auf die Kapitalanlage von den allgemeinen Ansichten unterscheidet. Es geht nicht um Spekulation, welche auf Preissteigerungen setzt, sondern um Investitionen, die langfristig einen passiven Einkommensstrom erzeugen.

Der Einkommensinvestor hat auch nicht ein bestimmtes Vermögen als Ziel, sondern er strebt ein möglichst hohes jährliches Einkommen an, welches kontinuierlich wächst und dessen Wachstum idealerweise die Inflationsrate übertrifft.

Die Gründe für die Zusammenstellung eines Einkommensportfolios können unterschiedlicher Natur sein. Sei es um Rechnungen zu bezahlen, besondere medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen, Familienmitglieder abzusichern oder für gemeinnützige Zwecke zu spenden, ähnlich wie es z. B. Stiftungen vornehmen.

Der Einkommensinvestor ist mit einem Marathonläufer vergleichbar, während der Spekulant wie ein Sprinter schnell ins Ziel kommen will.

Welche Investments kommen in Frage?

Die spezifische Anlagenallokation variiert mit der Größe des Portfolios, der Zeit, mit der das Portfolio aufgebaut wird und der Zielsetzung.

Grundsätzlich sollten die Anlagen eine langfristig sichere Rendite abwerfen. Dies kann z. B. durch Dividendenaktien, ausschüttende ETFs, Anleihen oder Immobilien erreicht werden.


Hier liegt die Hauptarbeit, Investitionen zu finden, die die Kriterien Sicherheit und Langlebigkeit erfüllen. Ist ein geeignetes Anlageobjekt gefunden, dann kann dies teilweise über Jahre oder Jahrzehnte einen passiven Geldstrom generieren.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass das Investment zur eigenen Psychologie passt und sich der Investor damit wohl fühlt. Ob nun in Immobilien oder Aktien investiert wird, wenn man sich mit seiner Anlagestrategie nicht identifiziert, wird man langfristig keinen Erfolg haben.

Letztendlich kann der Einkommensinvestor je nach Laune und Wohlfühlgrad eine Mischung aus verschiedenen Anlageformen zusammenstellen, um sein Ziel zu erreichen.

Was sind die Vor- und Nachteile vom einkommensorientierten Investieren?

Ein großer Vorteil ist, dass man sehr schnell erste Erfolge sieht und Erfolge sind wichtig, um „am Ball“ zu bleiben. Investiert man zum Beispiel in amerikanische Aktien, so erhält man bereits nach kurzer Zeit seine erste Dividende (US-Firmen zahlen meist quartalsweise). Bei einer Investition in Immobilien erhält der Investor nach kurzer Zeit seine erste Monatsmiete.

Bei einer Investition von 5.000 € in Aktien oder Anleihen mit einer Rendite von 3 % erhält man je nach steuerlicher Eingruppierung nur durchschnittlich 10 € pro Monat. Dies ist scheinbar nicht viel, aber der Ertrag könnte z. B. die monatlichen Handykosten oder ein Zeitschriften-Abo decken.

Durch z. B. regelmäßige Dividendensteigerungen bei Aktien erhöht sich der Ertrag jährlich. Je länger regelmäßig gespart wird, desto mehr Fixkosten lassen sich so Monat für Monat decken.

Ein wichtiger Aspekt ist die eigene Psychologie, denn Verluste, die durch Kursschwankungen im Depot unweigerlich auftreten werden, wiegen mental deutlich schwerer als Buchgewinne. Ein Einkommensinvestor konzentriert sich jedoch auf den Ertrag und hat weniger den aktuellen Preis (Börsenkurs) seiner Anlagen im Auge.

Er weiß, dass der Preis und der Wert einer Investition nicht zwangsläufig übereinstimmen. Durch die Einkommensstrategie lassen sich schwere Börsenphasen leichter überstehen und man wird vor unsinnigen Handlungen bewahrt. Ein Immobilienbesitzer macht sich weniger Gedanken über den aktuellen Wert seiner Investition, sondern hat den Mietertrag im Fokus.

Ein Nachteil ist, dass das einkommensorientierte Investieren lange Zeit benötigt und es viel Geduld erfordert, seine Anlagen wachsen zu lassen. Der große Erfolg stellt sich nicht über Nacht ein und die meisten Investoren dürften an der fehlenden Geduld scheitern. Hierbei ist es essentiell, sich ein persönliches Ziel zu setzen und die Fortschritte konsequent zu verfolgen.

Ein Ziel könnte die Deckung der Miete oder der Lebenshaltungskosten sein, andere Investoren sind mit einem schönen Jahresurlaub zufrieden. Bestenfalls kann die finanzielle Freiheit erreicht werden und die Erträge decken die kompletten Lebenshaltungskosten ab.

Es empfiehlt sich, die eigenen Ziele nicht zu hoch zu stecken, denn sind diese unrealistisch und werden offensichtlich nie erreicht, besteht die Gefahr, das Projekt aufzugeben. Im Laufe der Zeit wird es immer schneller voran gehen, vergleichbar mit einer Lawine. Eine Anpassung bzw. Erhöhung der Ziele ist besser als eine Verringerung der Vorstellung.

Die Einkommensstrategie wird nicht zwangsläufig zu einer Überrendite im Vergleich zu anderen Strategien führen, verlangt dafür aber weniger Gesamtaufwand und man kommt sicher an sein Ziel.

Ab wann lohnt sich die Strategie des einkommensorientierten Investierens?

Muss man dazu reich sein oder zumindest einen größeren Geldbetrag zur freien Verfügung haben? Dies ist ein Vorurteil, das gerne angeführt wird und letztlich eine Ausrede ist, nicht sofort mit dem Investieren zu beginnen.

Verschiedene Online-Banken bieten zum Beispiel Sparpläne sehr kostengünstig auf Fonds, ETFs oder Einzelaktien an. Ein solcher Sparplan kann bereits ab 25 € pro Monat eingerichtet werden. Spart man im Monat 100 €, so könnte bereits in vier unterschiedliche Anlagen investiert werden.

Benötigt man die Erträge nicht, so empfiehlt es sich, diese und weitere freie Mittel anzusparen und einen zusätzlichen Wert zu kaufen.

Bereits nach fünf Jahren kann so problemlos eine Investition von 10.000 € erreicht werden, die auf verschiedene Anlagen aufgeteilt ist. Die Einnahmen liegen dann bei 300 bis 400 € pro Jahr nach Steuer.

Möchte man lieber in Immobilien investieren, muss es nicht eine Wohnimmobilie für mehr als 100.000 € sein. Alternativ kann man sich eine gebrauchte Garage kaufen und vermieten. Die Neben- und Unterhaltskosten sind vergleichsweise gering und Renditen von 8 % bis 10 % sind im Einzelfall möglich.

Bei einem längerfristigen Zeithorizont sind durchaus mehr als 1.000 € pro Monat an Einnahmen möglich. Damit wären bei vielen bereits die Mietkosten gedeckt, was eine erhebliche persönliche Sicherheit bedeutet.

Sicherlich wird das eine oder andere Investment kein zufriedenstellendes Ergebnis liefern, jedoch werden die restlichen Anlagen dies mehr als aufwiegen. Selbst bei einer Anlage in zwölf Werte können zwei Totalverluste auftreten und trotzdem wird man sein Ziel erreichen.

Investieren in Unternehmen

Bei Unternehmen (Aktien) sollte man sich z. B. fragen, wie lange das Unternehmen existiert und eine angemessene Dividende zahlt. Ob diese konstant gehalten oder regelmäßig angehoben wird. Wie sich das Geschäftsmodell darstellt und ob dieses auch zukunftsfähig ist. wird das auszuschüttende Geld erwirtschaftet oder lebt das Unternehmen von der Substanz?

Sind diese Fragen hinreichend beantwortet, steht einer Investition nichts mehr im Wege. Von sogenannten „heißen“ Tipps lässt sich der Einkommensinvestor nicht beeinflussen. Das eigene Nachdenken über sein Investment steht immer an erster Stelle.

Bei der Auswahl sollte nicht nur die absolute Rendite im Vordergrund stehen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Steigerung der Rendite durch den Zinseszinseffekt, welcher gerne unterschätzt wird.

Eine anfängliche Rendite von 2,5 %, die mit 10 % pro Jahr wächst, erreicht nach 25 Jahren eine Höhe von 27 % auf das investierte Kapital oder nach 40 Jahren 113 %.

Das heißt: 1.000 € Investition heute generiert in 40 Jahren 1.113 € passives Einkommen (pro Jahr!). Eine Anlage von 5 %, die nicht wächst, wird auch in 40 Jahren noch 5 % abwerfen. Deshalb ist es sinnvoll, möglichst bald mit dem Investieren zu beginnen.

Hat man allerdings nur einen relativ kurzen Anlagehorizont bis zur Verbrauchsphase, kann sich der 5-Prozenter als sinnvoller erweisen.

Steht nur wenig Zeit zur Verfügung oder hat man kein Interesse, sich um Einzelunternehmen zu kümmern, stehen viele ETFs zur Auswahl, denn die Investition in einzelne Unternehmen bedeutet einen gewissen Aufwand, welcher aber überschaubar ist.

Ein Studium der Betriebswirtschaft und Buchhalterkenntnisse sind nicht erforderlich. Zwischenzeitlich gibt es viele Bücher, die dem Einsteiger ein solides Basiswissen vermitteln und leicht verständlich geschrieben sind. Interesse und Spaß an der Investition in Einzelunternehmen sollte vorhanden sein.

Wie viele Aktien ein Investor im Depot hält, ist vor allem eine Geschmacks und teilweise eine Glaubensfrage. Bereits mit 10 -12 Werten kann man ein gut diversifiziertes Depot aufbauen. Eine derartige Konzentration bietet den Vorteil, sich mit seinen Wunschunternehmen intensiv auseinander setzen zu können.

Das Risiko ist überschaubar, denn das Risiko sind nicht die täglichen Kursschwankungen, sondern eine Streichung der Dividende oder im schlimmsten Fall die Insolvenz. Untersuchungen haben eindeutig belegt, dass das gezielte Nachkaufen, gerade in schwachen Börsenphasen, langfristig zu einer positiven Performance führt.

Dazu kommen die regelmäßigen Erträge in Form von Dividenden, welche das eigentliche Ziel sind.

Ein Depot mit mehr als 50 Werten bringt zwangsläufig kein besseres Ergebnis. Zwar ist das Kapital auf mehrere Unternehmen aufgeteilt, es fällt aber zunehmend schwerer, das Einzelunternehmen zu verfolgen und es Bedarf eines größeren Kapitalstocks, um in Schwächephasen gezielt nachkaufen zu können.

Letztlich ist es eine Frage, wieviel Zeit man aufwenden möchte und wieviel Spaß man am Investieren in Einzelunternehmen hat. Bei wenigen Werten reicht eine Stunde im Monat, bei mehreren Werten können dies durchaus zwei bis drei Stunden in der Woche sein.

Das Ziel des Einkommensinvestors ist, langfristig einen passiven Einkommensstrom aufzubauen. Ob dies zur finanziellen Unabhängigkeit führt oder ein Zusatzeinkommen zur gesetzlichen Rente ist, ein derartiges Sicherheitspolster ist ein angenehmes Gefühl und steigert bereits nach kurzer Zeit das eigene Wohlbefinden und Lebensgefühl.