Erfolgreiche Blogger: Anja Frankenhäuser ist die Schminktante
Artikel veröffentlicht am: 17. Juni 2020Was war der entscheidende Moment für dich mit dem Bloggen anzufangen?
Ich bin Make-up Artist von Beruf. Auf fast jeder Party erging es mir wie Ärzten oder Informatikern, wenn die sich als solche zu erkennen geben. Die Traube der Frauen um mich herum wuchs und alle wollten etwas über meinen Beruf wissen oder direkt mal beraten werden. Ich war quasi nie so ganz privat. Aber das macht nichts, denn ich liebe, was ich tute. Mein Mann sagte eines Tages: „Schreib das doch alles mal auf…“. Das ist jetzt 10 Jahre her.
Gab es einen Blog, der dich inspiriert hat? Hast du Vorbilder?
Als ich anfing zu bloggen, wusste kaum jemand, was ein Blog ist. Einer der ersten Beautyblogs, die ich verschlang, waren die FAB FORTIES. Mit der Gründerin Irit Eser bin ich heute gut befreundet. Kürzlich haben wir das Projekt FAB FORTIES wieder aufleben lassen. In neuer Besetzung und im neuen Format, als Podcast. Ich bin ganz schön stolz, ein Teil davon sein zu dürfen.
Wie kommst du immer wieder auf neue Themen für deinen Blog?
Das Leben in der Welt von Beauty und Mode ist so vielfältig, dass es nie langweilig wird. Es gibt immer wieder neue Trends, neue Produkte und ganz viel Erklärungs- und Beratungsbedarf für meine Leser, so dass ich eigentlich dauer-inspiriert bin ;-).
Wichtig ist, die Augen und Ohren offenzuhalten und auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen.
was kennzeichnet für dich einen guten und erfolgreichen Blog?
Was genau ist gut und was schlecht? Wie definiert sich das?
Ich glaube, dass ein Blog dann gut ist, wenn man die Liebe und das Herzblut hinter jedem Wort und beim Betrachten jedes Bildes spüren kann. Wenn Texte und Fotos authentisch sind und keine Scheinwelt vorgaukeln. oder wenn ein Blog nicht nur noch aus gelangweilter Werbung besteht, die wenig geschickt in eine tolle Geschichte verarbeitet ist.
Ich mag anspruchsvolle, intelligente Texte, die immer noch ein Augenzwinkern besitzen und sich leicht lesen. Das ist auch mein eigener Anspruch, wenn ich Texte schreibe. Ich frage mich immer: Wird das meine Leser gut unterhalten? Und erst wenn ein Text diesen Ansprüchen gerecht wird, geht er online.
Welche Methoden der Monetarisierung funktionieren in deinem Blog gut?
Reviews und Advertorials funktionieren sehr gut. Ein bisschen Affiliate und das wars auch schon. Der Begriff „Schminktante“ hat sich als Marke gut etabliert und besteht aus weit mehr als nur aus Blogbeiträgen, Videos und Podcasts. Ich biete meinen Leserinnen wertvolle Schminktipps, kann aber im Text immer nur verallgemeinern.
Deshalb buchen viele Leser irgendwann ihr ganz privates Schminktanten-Beautycoaching oder Brautstyling… Selbst Marken, die zu langjährigen Kooperationspartnern geworden sind, buchen mich mittlerweile für ihre Events.
Entweder für Podiumsdiskussionen, für eine Beautylounge, in der ich Gäste schminke bzw. berate oder beim netten Get-togehter mit meinen Tipps vor Ort bin. Auch Modemarken werden zunehmend aufmerksam und freuen sich, wenn ich ihre Kollektionen auf dem Blog zeige.
Lohnt sich das Bloggen für dich?
Wenn man das ganze Paket betrachtet, ja. Ich kann von meiner Arbeit leben. Sicherlich ist da noch Luft nach oben. Aber man braucht ja Ziele… 🙂
Wie viel Arbeit muss ein Anfänger ins Bloggen investieren?
VIEL! Viel Herzblut, viel Zeit, viel Energie….und einen langen Atem. Die Zeiten haben sich verändert. Die meisten Blogs sterben gleich im ersten Jahr wieder, weil es eben doch nicht etwas ist, das man so einfach aus dem Handgelenk schüttelt. Womit ich niemanden abschrecken will. Langsam anfangen und schauen, wo der Weg hinführt.
Ich bin eher von der langsamen Truppe. Ich blogge seit 10 Jahren und lerne immer noch dazu. bis vor 3 Jahren plätscherte der Blog auf einer sehr privaten Ebene fröhlich vor sich hin und wuchs langsam aber setig. Dann habe ich die Seite komplett gerelauncht und bin zu WordPress umgezogen. Seitdem ist alles viel professioneller geworden, was sich auch in den Zugriffen widerspiegelt.
Wer meint, das Bloggen ist zum Zeitvertreib eine hervorragende Möglichkeit, richtig schnell richtig reich zu werden, dem würde ich immer raten: „Lass es!“
Foto: Boris Mehl
Was würdest du heute anders machen?
Als ich anfing, gab es kaum Möglichkeiten zur Weiterbildung. Soziale Netzwerke, SEO, Affiliate und andere Tools, Begriffe und Werkzeuge gab es nicht. Aber eben auch niemanden, der mir hätte sagen können, was ich richtig mache und wo Optimierungsbedarf besteht.
Möglicherweise würde ich heute weniger blauäugig an die Sache herangehen. Von daher mache ich heute vieles anders. Ich bilde mich weiter, netzwerke und helfe anderen.
Was gefällt dir am besten am Leben eines Bloggers?
Die Möglichkeiten zum Aufbau eines Blogs und die Vielfältigkeiten, die man daraus entwickeln kann. Die vielen Kontakte, die man immer wieder knüpfen kann. Dass man immer dazulernt. Der Austausch mit Lesern und Bloggerkollegen.
Und natürlich das, was allen selbstständig Arbeitenden eigen ist: kein Chef vor der Nase, selbst entscheiden zu können, wann, wo und wie man arbeitet und welche Inhalte man teilt. Das ist Freiheit und Verantwortung zugleich. Eine tolle Herausforderung!