Artikel veröffentlicht am: 17. Juni 2020

Erfolgreiche Blogger: Katja Kemnitz von kwerfeldein

Was war der entscheidende Moment für dich mit dem Bloggen anzufangen?

kwerfeldein wurde 2005 von Martin Gommel als Fotoblog gegründet. Damals war es wirklich ein typischer Blog und Martin schrieb vorrangig über seine eigene Landschaftsfotografie. Der Blog wurde mit den Jahren immer bekannter und größer und die Themengebiete vielfältiger. Da ich selbst fotografierte, schrieb ich auf Nachfrage von Martin 2010 einen kleinen Gastartikel.

Ich studierte damals noch Germanistik. Wir lernten im Studium gerade Interviewtechniken und die Hausarbeit bestand darin ein Interview zu führen. Ich interviewte zwei Hochzeitsfotograf*innen und bot meine Arbeit Martin anschließend zur Veröffentlichung an.

Es war eine Zeit des Umbruchs und die Arbeit an Martins Blog hatte sich zu einem Vollzeitjob entwickelt. Martin konnte das Ganze nicht mehr allein bewältigen und schrieb mir, ob ich nicht Lust hätte ihn mit regelmäßigen Artikeln zu unterstützen, weil ihm meine Beträge gefallen hatten.

Ich fand das damals eine tolle Möglichkeit neben dem Studium Erfahrungen zu sammeln und mich mehr mit der Fotografie zu beschäftigen und sagte kurz entschlossen ja.

Was sich alles daraus entwickeln würde, war mir damals nicht klar. Der Blog wandelte sich in ein Magazin mit mehreren freien Autoren und ich wurde Chefredakteurin. 2015 beschloss Martin sich im Fotojournalismus selbstständig zu machen und übergab mir das Magazin.

So wurde ich Herausgeberin und aus einem kleinen Blog über Landschaftsfotografie wurde eines der größten Online-Magazine über Fotografie.

gab es einen Blog, der dich inspiriert hat? Hast du Vorbilder?

Im deutschsprachigen Raum gibt es leider wenige gute Blogs oder Magazine im Bereich Fotografie. Das Kunstmagazin Monopol kann ich empfehlen. Ein paar englischsprachige Fotomagazine, die ich gern lese sind Feature Shoot und das British Journal of Photography.

Wie kommst du immer wieder auf neue Themen für deinen Blog?

Ich bin von Natur aus sehr neugierig und da ich auch selbst fotografiere, habe ich keine Probleme neue Themen zu finden. Die Fotografie ist auch ein unglaublich vielfältiges Medium. Immer wenn ich denke, jetzt habe ich alles gesehen, kommt wieder etwas Neues.

Auch die Technik entwickelt sich rasant und gefühlt wird jede Woche eine neue Kamera, Objektive oder anderes Equipment entwickelt.

Zudem liegt das Konzept unseres Magazins darin anderen Fotograf*innen eine Plattform zu bieten. Dadurch stammt nicht jeder Artikel aus meiner Feder, sondern ich kuratiere auch sehr viele Texte anderer Künstler*innen.

Was kennzeichnet für dich einen guten und erfolgreichen Blog?

Als Blogger*in reicht es nicht nur gern zu fotografieren oder gute Texte zu schreiben. Als Blogger ist man Autor, Lektor, Fotograf, Designer, Marketer, Social-Media-Manager, Kundenbetreuer, Buchhalter, Programmierer…

Nur gute Bilder bringen nichts, wenn die Texte inhaltsleer oder voller Fehler sind. Nur herausragende Texte mit mittelmäßigen Bildern haben es auch schwer. Und wenn beides stimmt, aber das Händchen für das Marketing fehlt, wird es schnell frustrierend, weil kaum jemand dem Blog lesen wird.

Ich sehe immer wieder neue vielversprechende Blogs, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Es ist schwer all dies unter einen Hut zu bringen und es benötigt vorallem viel Zeit und Geduld. viele Blogger*innen arbeiten ja nebenbei auch in einem Vollzeitjob und halten diese hohen Anforderungen daher nur schwer lange genug durch.

Welche Methoden der Monetarisierung funktionieren in deinem Blog gut?

Es gibt nicht die eine Methode, die besonders gut funktioniert. Es sind viel mehr verschiedene Einnahmequellen, die zusammen das Magazin tragen. Wir nutzen Bannerwerbung, Sponsored-Posts und Affiliate-Marketing.

Zudem rufen wir unsere Leser*innen zur finanziellen Unterstützung auf, verkaufen Merchandise-Produkte und haben die kwerbox – eine Überraschungsbox für Fotograf*innen – ins Leben gerufen, die wir alle zwei Monate zum Verkauf anbieten.

Lohnt sich das Bloggen für dich?

Das Magazin ist so groß und aufwendig, dass ich mich darüber finanzieren muss. Ich habe keine Zeit noch nebenbei einem anderen Job nachzugehen. Reich werde ich sicher nicht, aber die Miete ist drin. Man muss definitiv idealistisch sein und darf sich seinen Stundenlohn nicht ausrechnen, um weiterzumachen.

Die Vorteile meiner Selbstständigkeit sind die große Flexibilität. Ich muss niemanden um Urlaub bitten und wenn meine Kinder krank sind, kann ich mich ohne schlechtes Gewissen um sie kümmern.

Gleichzeitig sitze ich aber auch noch oft bis spät in der Nacht an Artikeln oder ertappe mich Sonntagmorgens dabei, wie ich die Mails checke. Wirklich frei habe ich nie, denn abschalten kann ich nur schwer.

Wie viel Arbeit muss ein Anfänger ins Bloggen investieren?

Da ist eine allgemeine Antwort schwer. Ich denke heute ist es viel schwieriger einen Blog erfolgreich zu etablieren, da es einfach so viele davon gibt und man von Anfang an überzeugen muss. Ich denke wir hatten es da 2005 noch etwas einfacher.

Ein Blick in unsere Statistik verrät:

Die ersten 1000 Leser*innen am Tag hatten wir im April 2008, also nach etwa drei Jahren. Danach ging es etwas schneller und wir hatten bereits im Mai 2009 5000 Leser*innen am Tag. Die ersten 10.000 dann im November 2011. Das war der Tag, an dem wir das Design des Blogs verändert und den Blog in ein Magazin verwandelt haben.

Was würdest du heute anders machen?

Es gibt viele Fehler, aus denen wir auch viel gelernt haben. Ein paar Beispiele: Wir haben viel zu spät mit Instagram gestartet. Unsere Bannerplätze sind fest im Design integriert, haben jeodch nicht die gängigen Formate. Und wir hatten uns lange als finanzielles Standbein nur auf die Bannerwerbung verlassen. Diese ist jedoch heute viel weniger gefragt.

Und auch heute gibt es einige Baustellen, denen ich mir bewusst bin, die ich aber aufgrund von Zeitmangel oder auch finanziellen Hürden noch nicht angehen konnte. Ich würde mich gern weiterbilden und einen Workshop zum Thema Marketing, sowie Social-Media besuchen.

Natürlich konnte ich autodidaktisch viele Erfahrungen sammeln, aber die Art des Lernens ist aufreibend und nur sehr langsam. Es ist wichtig, eine Person von außen auf das Magazin schauen zu lassen, sie ganz Objektiv mögliche Fehler sieht und Verbesserungsideen bringt. Als Herausgeberin bin ich da oft betriebsblind.

Ein Fehler, den ich immernoch viel zu oft mache, ist zudem, dass ich nur schwer Arbeit abgeben kann. Oft halse ich mir viel zu viel auf und das rächt sich natürlich schnell, da so etwas immer auf Kosten der Arbeitsqualität geht oder am Ende auch auf die Gesundheit. Aufgaben vertrauensvoll anderen übergeben zu können, ist enorm wichtig.

Was gefällt dir am besten am Leben eines Bloggers?

Ich liebe die Vielfältigkeit. Auch wenn es oft anstrengend ist, macht es viel Spaß sich in so vielen Bereichen auszutoben und zu lernen. Es wird definitiv nie langweilig. Auch die Flexibilität, die ich bereits erwähnt habe, möchte ich nicht mehr missen.