Artikel veröffentlicht am: 17. Juni 2020

So reich ist die Welt

Rund 62 Menschen auf der Welt besitzen laut einer Oxfam-Studie genauso viel Vermögen wie die komplette ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen – und das sind aktuell 3,6 Milliarden Menschen.

Und die Kluft zwischen Arm und Reich nimmt weiter zu: Lag die Anzahl dieser Superreichen vor fünf Jahren noch bei 388 Personen, ging im gleichen Zeitraum das Vermögen der Armen um eine Billion US-Dollar bei gleichzeitigem Anstieg der Bevölkerung um 400 Millionen zurück, rund 41 %.

Wer die Gewinner der Bankenkrise sind, scheint damit klar zu sein. Doch gibt es auch eine Schicht dazwischen: die Millionäre – nicht unbedingt Superreiche, aber immerhin mit einem mindestens siebenstelligen Vermögen gesegnet.

Das Gesamtvermögen dieser weltweit rund 15,4 Millionen Millionäre hat im Jahr 2015 um vier Prozent auf 58,7 Billionen US-Dollar zugenommen – und sich damit seit 1996 vervierfacht. Eine optimistische Prognose geht bis 2025 von einem Anwachsen des Gesamtvermögens auf 100 Billionen US-Dollar aus.

Dabei ist Deutschland einer der Gewinner des letzten World Wealth Reports, den die Frankfurter Unternehmensberatung Capgemini seit nunmehr 20 Jahren jährlich veröffentlicht.

Verteilung des Reichtums nach Zahlen

Auch unter den Millionären ist die Verteilung nicht gleichmäßig

Als Millionär – oder „High Net Worth Individual“ (HNWI), wie es in dem Bericht heißt – gilt jedes Individuum, dessen Investitionsvermögen die Eine-Millionen-Dollar-Grenze überschreitet, Immobilienbesitz und Sammlungen wertvoller Objekte nicht einbezogen. Doch differenziert der Report weiter, zwischen ärmeren mittelreichen und superreichen Millionären.

  • Der Anteil jener, die über ein Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar verfügen, ist mit 0,9 % verschwindend gering. Dennoch: Diese Ultra-HNWIs besitzen mit 34,1 % mehr als ein Drittel des Gesamtvermögens und die Zahl der Milliardäre steigt immer weiter (s. Abb.).
  • Die 9 % der Millionäre, die zwischen 5 und 30 Millionen US-Dollar ihr eigen nennen, teilen sich 22,5 % des Gesamtvermögens.
  • Die breite Masse von 90 %, „Millionaires Next Door“ wie der Report sie nennt, teilt die verbleibenden 43,3 % des Gesamtvermögens unter sich auf.

Quelle: Forbes via

Asien ist die neue Nummer 1

Erstmals hat im Jahr 2015 der asiatische Raum den bisherigen Spitzenreiter Nordamerika übertrumpft: nicht nur die Zahl der Millionäre ist in China höher als in den USA, auch das Gesamtvermögen des asiatisch-pazifischen Raums überrundete die USA: In der Asien-Pazifik-Region teilten sich rund 5,1 Millionen Millionäre ein Vermögen von 17,4 Billionen US-Dollar, in Nordamerika besaßen 4,8 Millionen Millionäre etwa 16,6 Millionen US-Dollar.

Europa liegt mit 13,6 Billionen US-Dollar damit auf Platz 3. Vor allem China und Japan beeindrucken hier mit Zuwachsraten von 16 bzw. 11 % auf, sodass in China erstmals mehr als eine Million Millionäre gezählt werden konnten, in Japan sind es rund 2,7 Millionen.

Blickt man nach Nordamerika fallen die Zuwächse in den USA mit 2 % wesentlich bescheidener aus (4,5 Millionen insgesamt), in Kanada war sie zuletzt sogar um 3 % rückläufig (insgesamt 321.000).

Die Prognose des Reports sagt dem asiatischen Raum auch weiterhin überdurchschnittliche Zuwachsraten voraus: Zwischen 2015 und 2025 könnte die Anzahl der Millionäre hier um 142 %, im mittleren Osten um 92 % zunehmen – womit der Anstieg in Europa um geschätzte 46 % geradezu gering wirkt.

Damit vereint die Asien-Region, angetrieben durch China, dann rund zwei Fünftel des globalen Millionärs-Vermögens – und übertrumpft das gesamte Vermögen von Europa, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Afrika zusammen.

Platzierung Zuwachsrate 2015 Zahl der Millionäre gesamt
China 16 % 1,03
Japan 11 % 2,7
USA 2 % 4,5
Kanada -3 % 0,321
Brasilien -2,2 % 0,149
Afrika -1,8 % 0,150
Deutschland 5,1 % 1,199
Lateinamerika – ca. 4 % 0,500

In den meisten Staaten sind die Verschiebungen nicht so dramatisch und liegen eher im Bereich unter einem Prozent. So verlor Russland rund 3.000 Millionäre und zählte damit noch 152.000, Mexiko verlor 2.000, während Taiwan 2.000 gewann und auch Indien legte mit 1 % Zuwachs auf 200.000 zu.

Schuld an den Verschiebungen sind nicht selten Wirtschaftskrisen (wie beispielsweise in Brasilien) oder politische Unruhen (Ukraine-Konflikt). Auch Großbritannien hinkt in seiner Entwicklung hinterher. Hier zählte man lediglich 0,6 % mehr Millionäre als im Vorjahr – der fünfte Rang bleibt dem Inselstaat dabei jedoch vorerst sicher.

Diese Statistik ist allerdings mit Vorsicht zu genießen: Die Aufwertung einer Landeswährung gegenüber dem US-Dollar steigert das nominelle Vermögen – so geschehen in Japan.

Mehr deutsche Millionäre

Die Anzahl der Millionäre stieg im Vergleich zum Vorjahr hierzulande um 5,1 % auf 1.198.700 Personen an. Im Vergleich zu 2009 bedeutet das einen Zuwachs von fast 50 %. Damit reiht sich Deutschland neben den USA, Japan und China in die Top 4 der Staaten mit den meisten Millionären weltweit ein – bei überdurchschnittlichen Zuwachsraten.

Wenngleich es keine zahlen zum Gesamtvermögen deutscher Millionäre gibt: Bei einer Gesamtanzahl von 4,2 Millionen HNWIs in Europa stammt etwa jeder Dritte aus Deutschland. Geht man dabei von ebenfalls einem Drittel des europäischen Gesamtvermögens aus, dürften deutsche Millionäre etwa über vier Billionen US-Dollar verfügen.

Klaus-Georg Meyer, Vice President bei Capgemini, nennt als Grund hierfür insbesondere den Anstieg der Immobilienpreise. Wer hier über das selbst genutzte Eigentum hinaus investiert hat, profitiert. Doch auch andere Anlageformen sind in Deutschland weit verbreitet:

Investitionsform Anteil der Investitionsform in %
Aktien 26,4
Immobilien 22,2
Anleihen 16,6
Private Equity, Hedgefonds oder Rohstoffe 15,3
Bargeld und Bargeld-ähnliche Anlagen 19,5

Wo leben die Superreichen?

Traditionell beliebt ist bei europäischen Millionären stets die Mittelmeerküste gewesen, die Schweiz liegen mit 135 Millionären auf 1.000 Einwohner wohl unangefochten an der Spitze der Millionärsdichte. Doch: Immer mehr Reiche kehren der Cote d’Azur den Rücken – aus Angst vor Terror und zunehmenden religiösen Spannungen.

Zuletzt gab es außerdem immer wieder Meldungen (z. B. durch Credit Suisse), dass die Anzahl der Dollar-Millionäre in London zwischen Sommer 2015 und 2016 um rund 15 % zurückgegangen sei und auch die Schweiz zuletzt ebenso Abgänge wie China verzeichnete. beliebt hingegen seien die australischen Metropolen Sydney und Melbourne, San Francisco sowie Tel Aviv und Dubai.

Das britische Magazin Spears hat gemeinsam mit der Unternehmensberatung WealthInsight herausgefunden, wohin es die Superreichen jetzt zieht und eine Liste mit 22 Städten erstellt, in denen die meisten UNWIs der Welt leben.

Deutschland ist mit drei Städten vertreten und trägt dazu bei , dass ca. 21 % der Superreichen der Welt in Europa leben; rund die Hälfte der Superreichen lebt in den USA.

Zahl der Multi-Millionäre Veränderung zum Vorjahr
#1 London 4.400 0,8
#2 Tokio 3.532 – 1,2
#3 Singapur 3.117 – 3,4
#4 New York 3.028 0,7
#5 Hongkong 2.789 3,7
#6 Frankfurt 1.900 – 0,5
#7 Paris 1.516 – 0,3
#8 Osaka 1.452 – 1,2
#9 Peking 1.449 2,9
#10 Seoul 1.365 0,7
#11 Zürich 1.350 – 0,9
#12 Taipeh 1.330 1,0
#13 Sao Paulo 1.268 – 5,7
#14 Toronto 1.204 – 1,0
#15 Genf 1.198 0,0
#16 Istanbul 1.169 1,4
#17 München 1.145 0,6
#18 Mexico City 1.111 – 0,4
#19 Shanghai 1.104 0,8
#20 Los Angeles 969 0,0
#21 Rom 939 – 1,9
#22 Hamburg 863 0,1

beliebte Geldanlagen: Immobilien und Aktien

Global betrachtet liegen Aktien mit 26,8 % vor den Barreserven (25,6 %), auf den Vormarsch sind weltweit börsengehandelte Indexfonds (ETFs).

Doch gibt es regionale Unterschiede: Bei Amerikanern sind traditionell Aktienanlagen besonders beliebt, wohingegen die Europäer verstärkt auf solide Anlagen in Immobilien setzen. Doch: Der Trend geht allgemein zu mehr Risikobereitschaft.

Bei der Verwaltung ihres Vermögens vertraut nur etwa ein Drittel Vermögensverwaltern, wenngleich es ein großes Potenzial für die Investment-Beratung gibt. Dabei besteht ein Bedarf an digitalen Plattformen, P2P-angeboten, um die neuen Fintech-Möglichkeiten in vollem Umfang nutzen zu können. 67 % der HNWIs sind gewillt, die entsprechenden Tools zu nutzen.

künftig interessante Branchen und Märkte

In den kommenden Jahren liegen die Chancen besonders günstig, profitabel in der Finanzindustrie und der High-Tech-Branche zu investieren. Vor allem China und Indien, aber auch die USA gelten hier als besonders interessante Märkte.

Auf dem Rückzug scheint hingegen Großbritannien zu sein – eine mögliche Folge des Brexits, der ein schlechtes Zeichen für die Wirtschaftskraft sendet, die mit dem abwandernden Kapital weiter sinken wird.