Artikel veröffentlicht am: 17. Juni 2020

Erfolgreiche Blogger: Yvonne von Freude am Kochen

Was war der entscheidende Moment für dich mit dem Bloggen anzufangen?

Gekocht habe ich schon immer gerne und viel. Bereits vor 18 Jahren habe ich begonnen meine gesammelten Rezepte auf einer eigenen Homepage zu teilen. Vor 7 Jahren habe ich dann schrittweise alle Rezepte auf einen Blog umgezogen.

Für mich war also das Teilen meiner Rezepte und der Wunsch nach einem Art „Kochtagebuch“ und einer Sammlung meiner Rezepte ausschlaggebend. Zuerst mal nur für mich und meine, nach Rezepten fragenden, Freunde. 😉

Gab es einen Blog, der dich inspiriert hat? Hast du Vorbilder?

Vor 7 Jahren war die Blogszene noch sehr klein bzw. habe ich mich damals auch gar nicht verglichen oder mich für andere Blogs interessiert. Es ging mir nur um das Teilen der Rezepte. Die allerersten Rezepte waren weitestgehend sogar noch ohne Fotos.

Andere Blogs haben mich erst begonnen zu interessieren, als ich 2014 beim Berliner-Foodblog-Award den zweiten Platz in der Kategorie Vegan gewonnen habe. Davor habe ich eigentlich alleine vor mich hin gebloggt.

Jetzt mag ich Foodblogs mit tollen Fotos und mit einem schönen, modernen Blogdesign, komme aber viel zu wenig dazu andere Blogs zu lesen.

Wie kommst du immer wieder auf neue Themen für deinen Blog?

Wer gerne kocht, kocht auch kreativ und vielseitig. Ich koche auch multikulti, rund um die Welt, da ist die Gefahr eher zu viele, als zu wenig Ideen zu haben. Meist bleibt viel zu wenig Zeit um alle Ideen umzusetzen.

Was kennzeichnet für dich einen guten und erfolgreichen Blog?

Die Blog-Szene hat sich extrem gewandelt. Und meiner Meinung nach nicht nur zum Guten…

Früher hat jeder aus Freude und Leidenschaft gebloggt. Heute bekomme ich immer wieder Mails von Menschen, die noch nicht mal einen Blog gestartet haben, die mich aber schon fragen wie man mit einem Blog Geld verdienen kann.

Meiner Meinung nach ist das komplett die falsche Einstellung. Man sollte aus Leidenschaft bloggen und sich dann freuen, wenn man etwas dafür zurückbekommt.

Klar sieht man wie ein paar Blogger richtig viel Geld verdienen, wobei da derzeit auch die Tendenz ein bisschen weg vom Blog und hin Richtung Instagram geht. Man kann mit vielen Followern schon für das Posten eines Fotos mehrere Hundert (und mehr) Euro einnehmen (hört man).

Aber das sind im deutschsprachigen Raum erstens nicht viele und zweitens unter den Foodbloggern noch viel weniger.

Im Moment werden Foodblogger aufgrund ihrer Follower-Zahlen (die meist nicht so hoch sind, wie die von Lifestyle- und Beauty-Blogs) stark ausgebremst von Lifestyle und Beauty-Bloggern, die auch ab und zu mal ein Rezept posten. Agenturen achten derzeit nur noch auf Follower-Zahlen und lassen dabei völlig die Zielgruppe der jeweiligen Blogleser außer acht.

Das finde ich im Moment auch für die zahlenden Firmen bedenklich. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich dieser Trend bald wieder dreht. Für mich kennzeichnet einen guten Blog die Liebe, die hineingesteckt wird. Schöne Fotos, sympathische Texte, tolle (aber auch gut nachkochbare) Rezepte und das Herzblut, das man spürt.

Blogs, die in jedem Beitrag nur noch Werbung machen und bei denen man spürt, dass es nur noch ums Geld verdienen geht und Blogs bei denen die (Werbe-)Themen krampfhaft in Richtung „zumblogpassend“ gebogen werden, werden für mich uninteressant.

Auch Blogs mit tausend aufpoppenden Werbeeinschaltungen, von abonniere meinen Newsletter bis zu anderen Ideen nerven mich einfach.

Welche Methoden der Monetarisierung funktionieren in deinem Blog gut?

Ich habe mich lange gegen Werbung auf meinem Blog gewehrt. Anfang 2016 habe ich dann zwei Affiliate-Programme in der Sidebar (ab der ersten Unterseite) eingebaut. Auf der Startseite will ich keine Werbung, auch wenn diese vermutlich erfolgreicher wäre. Die Einnahmen davon sind bei mir bis jetzt seeeehr überschaubar.

Sinnvoller ist es da schon ab und zu einen bezahlten Blogbeitrag zu schreiben. Wichtig ist hier bei der Auswahl des beworbenen Produkts aber vorrangig der Mehrwert für die Leser. Erst an zweiter Stelle kommt die Verdienstmöglichkeit.

Lohnt sich das Bloggen für dich?

Das Bloggen lohnt sich für mich, weil ich es mit Liebe und Herzblut mache und weil ich meinen Blog trotz seiner vielen noch vorhandenen Baustellen mag. In erster Linie mache ich es aus Spaß an der Freude!

Finanziell lohnt sich das Bloggen direkt bei mir nicht. Durch das Bloggen wurden aber zwei Verlage auf mich aufmerksam, mit denen ich in den letzten 2 Jahren 2 Bücher geschrieben habe – „Vegane Cakepops“ im Neun-Zehn Verlag und „Käse, Joghurt, Tofu, Milch – vegan und selbstgemacht“ im Ulmer Verlag.

Außerdem habe ich 2016 mit einer Freundin zusammen ein veganes Weihnachts-Kindle-E-Book geschrieben, für das in den nächsten Tagen auch eine Druckversion angeboten wird. Diese Möglichkeit habe ich dem Blog zu verdanken.

Wie viel Arbeit muss ein Anfänger ins Bloggen investieren?

Mehr als man denkt, bis hin zu jeder freien Minute, viele Nächte, Wochenenden und mehr…

Und das nicht nur bei Anfängern. Den Blogbeitrag zu schreiben alleine reicht derzeit nicht mehr um erfolgreich zu sein, außer man ist schon bei den Top 10 Blogs dabei.

Wenn ein Blogbeitrag geschrieben ist, muss dieser erstmal in allen Social Media-Kanälen geteilt werden und um die Zugriffszahlen zu steigern am besten noch in diversen Facebook-Foren (die aber oft auch schon genervt sind vom vielen Beitrag-Teilen von Bloggern).

Wer viel teilt hat gute Zugriffszahlen. Je mehr Blogs es gibt, desto aktiver müsste man werden um Leser zu bekommen, weil die Zeit der potenziellen Blog-Leser wird dadurch nicht mehr.

Blogs gehen heute schon oft perfekt gestyled online. Früher hat man sich einfach hingesetzt und den ersten Beitrag geschrieben und gleich online gestellt. Heute gehen die Blogs schon mit vielen Beiträgen, Top-Design und traumhaften Fotos online. oft auch von Agenturen, Webdesignern und Grafikern getuned. Da stecken schon im Vorfeld mehrere Wochen Arbeit im Blog.

Meiner Meinung nach sollte und kann man einen Blog nicht machen mit dem Ziel finanziell unabhängig zu werden. Dazu gehört einfach schon auch eine Portion Glück!

Was würdest du heute anders machen?

Eigentlich nichts. Mein Blog ist dynamisch gewachsen, ich hab mich durch meinen Blog selbst weiterentwickelt, viel gelernt und langsam gesteigert (und es gibt noch viel Luft nach oben). Ich hab mir niemals Klicks gekauft, meine Likes sind alle ehrlich verdient. für mich ist es gut so wie es ist, außer, dass ich gerne viel mehr Zeit für den Blog hätte.

Selbst zu sehen, wie man sich weiterentwickelt, finde ich persönlich auch schön und spannend.

Was gefällt dir am besten am Leben eines Bloggers?

Ich mag das Bloggen an sich schon, ich schreibe unheimlich gerne Blogbeiträge (auch wenn ich mich danach immer noch wundere wie schnell die Zeit vergeht), aber was ich am tollsten finde, ist die Möglichkeit als Blogger hinter Kulissen zu schauen, hinter die man normalerweise nicht so leicht kommt.

Dinge wie, im Hotel Sacher in Wien in die Küche schauen zu dürfen oder im Dallmayr in München, Kadewe Feinkostabteilung in Düsseldorf oder auch beim Meinl am Wiener Graben hinter die Kulissen zu schauen. in Bäckereien mit zu backen und vieles mehr. Das sind die Zeiten wo ich besonders dankbar bin, irgendwann mal zum Bloggen begonnen zu haben.

Von Yvonne sind folgende Bücher erschienen: