Artikel veröffentlicht am: 17. Juni 2020

Erfolgreiche Blogger: Nadine von puenktchenstempel.de

Was war der entscheidende Moment für dich mit dem Bloggen anzufangen?

Ich glaube, als der liebe Gott Wörter verteilt hat, ist er bei mir gestolpert und hatte keine Lust, die verschütteten wieder aufzuheben. Mir sind einfach von Anfang an zu viele in die Wiege gelegt worden, was schon zu Schulzeiten diverse Deutschlehrer korrekturtechnisch an den Rande der Verzweiflung getrieben hat.

Als ich mich dann 2012 mit dem Vertrieb von Bastelartikeln selbstständig gemacht habe und mich nach Marketingmöglichkeiten umschaute, lag es nahe, einen eigenen Blog ins Leben zu rufen.

Denn mal ehrlich, wo kann man besser geschäftliche Informationen liefern, seine kreativen Werke zeigen, zeitgleich aber auch Texte verfassen und Geschichten aus dem Leben erzählen, ohne dass einem gesagt wird, dass das nicht zusammen passt?

Diese Kombination von geschäftlich und privat und natürlich auch die Freiheit, mein Ding zu machen, fasziniert mich nach wie vor, auch wenn es jedes Mal von Neuem eine Gratwanderung ist, was man von sich preisgibt und was nicht.

Gab es einen Blog, der dich inspiriert hat? Hast du Vorbilder?

Vorbilder wäre ein wenig zu hoch gegriffen, aber beeinflusst sicherlich. Im Laufe meiner Studienzeit, Englisch und Latein auf Lehramt *hust*, schossen Schul- und Lehrerblogs wie Pilze aus dem Boden.

Zugegebenermaßen habe ich mir die eine oder andere langweilige Vorlesung damit versüßt, in Beiträgen von Frau Weh (Kuschelpädagogik) oder Jan-Martin Klinge (Halbtagsblog) zu stöbern und mich daran festzuklammern, dass die Gründe, warum ich diesen Studienweg gewählt habe, erst auf der anderen Seite des Staatsexamens zu finden sind.

Von den Lehrerblogs war es dann nur ein kleiner Schritt zu den liebevollen, bunten, schönen Arts & Crafts-Blogs damals noch überwiegend aus Übersee (so eine langweilige Vorlesung dauert ja gerne schon mal 90 Minuten, da hat man viel Zeit zum Stöbern) und so wurde im Laufe der Zeit die Leseliste immer länger und länger.

Da schnappt man unweigerlich das eine oder andere auf, das später in den eigenen Blog einfloss.

Wie kommst du immer wieder auf neue Themen für deinen Blog?

So neu sind meine Themen gar nicht. Dadurch, dass der Blog eng an meinen Bastelartikelvertrieb geknüpft ist, komme ich immer wieder auf die gleichen Themen zurück: DIY Papeterie z. B. für Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Geburten, Geschenkverpackungen, Deko und alles, was sich sonst noch so mit Papier und Stempel herstellen lässt.

Das ist der eigentliche rote Faden auf Kreativität etwas aus dem Fokus geraten ist.

Geschmückt wird das Ganze in meinem Fall noch mit ganz alltäglichen Geschichten, die mir schlichtweg einfach so passieren. in den letzten beiden Jahren haben sich diese Themen zwar wie bereits erwähnt nachwuchsbedingt etwas verändert.

Da blieb einfach kaum Zeit, um kreative Projekte zu verwirklichen, die ich hätte zeigen können, dafür gab es aber mehr Einblicke in meinen Alltag.

An Geschichten mangelt es mir tatsächlich nie. Alleine die täglichen Spielplatzbesuche gäben mehr her, als ich in diesem Leben noch zu Papier bzw. Tastatur bringen könnte, aber das Kernziel sind die kreativen Projektideen, für die ich, so Gott will, hoffentlich demnächst wieder mehr Zeit finde.

Was kennzeichnet für dich einen guten und erfolgreichen Blog?

Der Blog muss mir ein gutes Gefühl geben. Sei es durch die persönliche Art des Bloggers, den Schreibstil, schöne Bilder und/oder durch hochwertigen Content. Wobei ich es recht wichtig finde, zu erfahren, wer die Person hinter den Beiträgen ist, das macht es einfach persönlicher.

Es mag spießig klingen, aber vor allem Deutsch in Wort und Schrift sind für mich ausschlaggebend. Oder Englisch, oder Französisch oder welche Sprache auch immer, Hauptsache so, dass man die Texte lesen kann, ohne mit einem Duden um sich schlagen zu wollen.

Wenn man merkt, dass der Verfasser um jedes Wort ringt und die Orthographie hinkt, rufe ich die Seite eher nicht ein zweites Mal auf und schaue mir stattdessen lieber Bildchen bei Instagram oder Pinterest an.

Die Optik spielt für mich ebenso eine Rolle. Man muss sich einfach vor Augen halten, dass Blogs ein Medium „des schnellen Klickens“ sind. Wenn die Optik nicht ansprechend ist, können die Texte noch so gut sein, im Zweifelsfall erfährt der Leser das gar nicht erst, weil er schon vorher weggeklickt hat.

Ein klar strukturierter Aufbau, übersichtliche Navigation und stimmige Bilder erhöhen die Chance, eine größere Leserschaft aufzubauen. Ich persönlich gehe da nach dem Prinzip „der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“.

Also auch wenn man selber vielleicht total auf schnörkelige Schriftarten und epilepsieerregende Farbkombinationen steht, werden die Leser davon eher Augenflimmern bekommen. Das Gleiche gilt für Fotos Marke Nebel vor verwackelter Wand bei Nacht.

Der Blog muss nicht aalglatt und gänzlich professionell aufpoliert sein, denn die wenigstens von uns sind ja gelernte Fotografen oder ausgebildete Schriftsteller/Journalisten, aber ein gewisser Anspruch an Qualität muss einfach da sein, damit sich die Leser wohlfühlen und wiederkommen.

Welche Methoden der Monetarisierung funktionieren in deinem Blog gut?

Ich nutze den Blog als Aushängeschild. Ich zeige dort hauptsächlich, was man mit meinen Produkten gestalten kann. Die Monetarisierung erfolgt also in meinem Fall durch den Verkauf dieser Produkte und nicht über Affiliate-Links oder geschalteter Werbung.

Ich biete auch Workshops und Kreativkurse an und lasse die Anmeldung über den Blog laufen, auch darüber finanzierte sich das Konzept bisher ganz gut.

Lohnt sich das Bloggen für dich?

Ja. Eindeutig ja. Wenn nicht, hätte ich es wohl auch schon längst eingestellt, denn es ist Arbeit. VIEL Arbeit. Für mich lohnt es sich insofern, als dass ich einen Ausgleich zum derzeitigen Stay-at-home-mom-Dasein habe, mein kleines Geschäft so führen kann, wie es momentan in mein Leben passt, ohne eine feste Stundenanzahl oder strikte Uhrzeiten einhalten zu müssen.

Die vielversprochene Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nämlich wie ich erfahren durfte bislang noch völliger Quatsch. So habe ich wenigstens die Freiheit, selbst steuern zu können, was ich wann mache und darüber natürlich auch wie viel ich verdiene.

Davon leben könnte ich derzeit nicht, weil das mit der momentan verfügbaren Zeit nicht zu bewerkstelligen ist. Aber das ist in jedem anderen Job ja nicht anders, als Busfahrer verdient man auch kein volles Gehalt, wenn man nur einmal die Woche eine 5-Stunden-Schicht fahren kann.

Trotzdem würde ich es nicht missen wollen, denn der nichtmonetäre Mehrwert und der Zuspruch sind mit Geld nicht zu bezahlen.

wie viel Arbeit muss ein Anfänger ins Bloggen investieren?

Die Vorstellung, der im Café sitzenden Mutti, die mit ein bisschen Tippen auf dem iPad Unsummen an Geld verdient, während die Kinder von der Nanny betreut werden, ist Wunschdenken. Es steckt unfassbar viel Arbeit, Zeit, Herzblut und noch mehr Durchhaltevermögen dahinter.

Pauschal lässt sich diese Frage m. E. nicht beantworten. Es kommt ganz darauf an, welches Ziel der Blogger vor Augen hat. Ein „bisschen vor sich hin bloggen“ kann jeder mit herzlich wenig Zeitaufwand und ohne jegliches technisches Know How.

Unzählige Portale mit vorgefertigten „Blog-Rohlingen“ machen es möglich. Anders sieht es aber aus, wenn man ambitionierter an die Sache rangehen, sich abheben und mit dem Blog mehr Leser als nur die eigene Familie erreichen möchte.

Ich gehe jetzt mal von letzterem Fall aus:

Als allererstes muss sich ein Anfänger die Frage stellen, ob es ihm überhaupt Spaß macht. Jemand, der nur ungern längere Zeit am Monitor sitzt, eine persönliche Abneigung gegen PCs und Technik hat und Schreiben auch eher als lästiges Übel sieht, wird in der Bloggerwelt auf Dauer nicht glücklich werden.

Es ist die eine Seite z. B. phänomenal gut kochen zu können, aber wenn es einem keinen Spaß macht, die Gerichte in Szene zu setzen, zu fotografieren, die Fotos zu bearbeiten, einzupflegen, mit Text zu versehen, auf sozialen Netzwerken zu teilen, Fragen und Kommentare dazu zu beantworten, wird das Bloggen zum Krampf.

Zum einen merken das die Leser und zum anderen ist es unfassbar schwer, motiviert und am Ball zu bleiben.

Wer also ernsthaft mit dem Gedanken spielt, braucht schon eine gewisse Begeisterung für Technik. Man wird ja auch nicht Förster, wenn man Wald nicht mag.

Die meiste Arbeit bei mir war, mich in die Materie einzuarbeiten und den Blog so aufzusetzen, dass er für mich funktioniert. Das hat mich alles in allem mehrere Wochen und unzählige durchgemachte Nächte gekostet. als das Grundgerüst dann aber stand und ich „nur“ noch bloggen musste, verlagerte es sich.

Da ich über DIY-Papeterie und Deko blogge, muss ich natürlich erst mal recht viel Zeit dafür aufwenden, die Projekte zu gestalten, zu dokumentieren, zu fotografieren und dann erst zu verbloggen. Da kann ich für ca. zwei Beiträge pro Woche schon mit einem Arbeitsaufkommen von um die 10–15 Stunden rechnen.

Alles in allem hat es ein knappes Jahr gedauert, bis sich der Blog soweit entwickelt hatte, dass ich konstante Zugriffszahlen hatte, in meiner Nische Fuß gefasst hatte und ich auch konstante Einnahmen verbuchen konnte. Man braucht also durchaus einen langen Atem. Sicherlich geht es auch schneller, aber da wären wir wieder bei der verfügbaren Zeit oder aber entsprechenden Startkapital.

Interessanterweise hat sich aber die Anfangsmühe gelohnt, denn selbst als ich in Babypause ging und deutlich weniger bloggte, hielten sich die Zugrifsszahlen noch ein komplettes Jahr lang, erst dann kam ein deutlicher Einbruch, den ich jetzt wieder aufarbeite.

Daran war wirklich schön zu erkennen: man muss am Ball bleiben. Auf Lorbeeren ausruhen geht zwar eine Weile gut, aber wenn man dann nicht rechtzeitig wieder ansetzt, sind die Leser ratzfatz abgewandert. Deshalb auch mein Appell: es muss Spaß machen, sonst wird einem das Durchhaltevermögen einen Strich durch die Rechnung machen.

Was würdest du heute anders machen?

Erstaunlich wenig, wenn ich ehrlich bin. Das Design und der Aufbau sind tatsächlich noch genau so wie am ersten Tag, damit bin ich sehr lange sehr gut gefahren, wobei so langsam doch mal eine Überarbeitung fällig wäre, um der mobilen Welt gerecht zu werden.

Das einzige, was ich im Verlauf allerdings festgestellt habe, ist dass der Name „Portalen dann plötzlich puenktchenst heißen lassen und hört bei Visitenkarten auf, auf denen info@puenktchenstempel.de nur in Schriftgröße 3,5 in eine Zeile passt.

Auch der Umlaut war lange Zeit nicht die beste Idee, wobei die Technik inzwischen ja so ausgereift ist, dass sie damit umgehen kann und ich jetzt auch gefunden werde, wenn jemand Pünktchenstempel statt puenktchenstempel tippt.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich im Vorfeld sehr viel recherchiert, gelesen und mich umgehört habe, so dass ich bereits eine ziemlich konkrete Vorstellung hatte, bevor ich den ersten Beitrag verfasst habe. Das hat mir vermutlich einiges an Arbeit oder Ärger erspart, die z. B. bei Anbieter- oder Plattformwechsel auftreten können.

Was gefällt dir am besten am Leben eines Bloggers?

Die Freiheit. Niemand redet mir rein, ich KANN bloggen, ich MUSS aber nicht. Ich KANN mich mit anderen Bloggern vernetzen, ich MUSS aber nicht (obwohl das natürlich grober Unfug wäre). Es ist tatsächlich eine Beschäftigung, der ich nachgehe, weil ich es gerne mache und nach wie vor jede Menge Spaß daran habe und nicht, weil ich Angst haben muss, abgemahnt zu werden, wenn ich mal krank werde oder in Elternzeit gehe.

Ich bin für mein Handeln, mein Arbeitspensum und den daraus resultierenden Verlauf komplett selbst verantwortlich. Wenn ich mehr Einnahmen brauche, weiß ich, dass ich mehr Zeit investieren muss, wenn ich mit weniger Einnahmen klar komme, kann ich auch weniger machen.

Am meisten Spaß macht mir aber die direkte Interaktion mit den Lesern und natürlich auch das Feedback.

Sei es eine Leserin, die mir an einem für sie sorgenbesetzten Weihnachten geschrieben hat, dass ihr meine Geschichten den Tag versüßen oder eine 10-jährige, die mich überglücklich anschrieb, dass sich ihre Lehrerin ganz besonders über eine Karte gefreut hat, die sie mit einer meiner Anleitungen ganz allein gebastelt hat.

Das sind die Momente, die mich bestärken und beflügeln, weiterzumachen. Es ist einfach schön zu sehen, dass man anderen Menschen mit der eigenen Leidenschaft eine Freude und schöne Zeit bereiten kann.